Razgrad – eine Stadt im Nordosten Bulgariens. 200 Meter über dem Meeresspiegel. 31.000 Einwohner – und einige tausend Straßentiere im und um das Stadtgebiet.
Über Razgrad & unseren Verein
Eine Mission für die Tiere in Razgrad
In Razgrad leben eine Handvoll Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Tieren dort ein besseres Leben zu ermöglichen. Sie selbst waren es, die im Jahr 2015 monierten, dass der Bürgermeister von Razgrad Privatmenschen den Zutritt zum städtisch geführten Tierheim von Razgrad verbot, und setzten ihn so unter Druck, dass er ihnen den Zugang gestattete. Sie selbst waren es, die daraufhin den ersten Rundgang durch das Tierheim machten. Und sie waren es, die daraufhin Nächte lang weinten und kaum schliefen.
Schockierende Entdeckungen im städtischen Tierheim
Das Bild, das sich ihnen bot, war furchtbar: Beinahe verhungerte Hunde in viel zu engen Käfigen, räudig bis auf die Schulterblätter hoch, die in ihren eigenen Exkrementen lagen und apathisch durch die Gitterstäbe stierten. Hunde, die sich gegenseitig attackierten und schwer verletzten, um ein wenig von dem Biomüll, der dort verfüttert wurde, abzubekommen. Kranke Hunde, ohne Zugang zu medizinischer Betreuung. Welpen, kaum älter als ein paar Tage, an Parvovirose erkrankt, sich selbst überlassen, in Pfützen blutigem Durchfall liegend.
Die Geburt eines Tierschutzvereins
In dem Moment, in dem Irena und ihr Team das erste Mal das Tierheim betraten, war die Idee eines Tierschutzvereins zum Wohl der Razgradhunde geboren.
Fortschritte durch unermüdlichen Einsatz
In den Monaten und Jahren nach diesem ersten Tag veränderte sich durch die Hand unserer Tierschützer einiges. Impfstoffe wurden gekauft und verabreicht, kranke Hunde wurden medizinisch betreut, neue Zwingerkomplexe und Holzhütten zum Rückzug für die Tiere gebaut, besseres Futter beschafft. Einmal die Woche gab — und gibt es bis heute — Auslauf und ausgiebige Streicheleinheiten durch unsere Freiwilligen.
Erste Erfolge: Hunde finden ein Zuhause
Bald fanden die ersten Hunde aus dem Razgrad Tierheim — zunächst noch über einen bereits bestehenden Tierschutzverein aus Sofia — den Weg in eigene Familien und warme, flauschige Körbchen.
Ungreifbare Entwicklungen
Was seither alles passiert ist, ist für uns manchmal immer noch ungreifbar.
Meilensteine der letzten sieben Jahre
Die Gründung der NGO in Bulgarien. Immer mehr Anfragen für unsere Hunde, die Entstehung unserer eigenen Facebookseite, die Formierung unseres deutschen Teams durch ehemalige Adoptanten, das die bulgarischen Tierschützer administrativ unterstützt. Die Gründung unseres Hundeplatzes mit Platz für 60 Hunde und Katzen, wo jeder sein eigenes Bett und mehr als genug Futter und Auslauf hat, bis hin zur Gründung eines deutschen Vereins und der Ernennung des Hundeplatzes zum privaten Tierheim im Februar 2022. All das in sieben Jahren.
Wir blicken zurück auf über 500 Hunde, die in diesen Jahren ein gutes Zuhause gefunden haben. Blicken zurück auf unzählige Leben, die wir retten konnten. Auf Existenzen, die wir verbessern konnten. Auf Erfolgsgeschichten, denen wir beiwohnen konnten.
Unser Team stellt sich vor 😊
Ina (Vereinsvorsitzende)
Hey – ich bin Ina.
Seit ich denken kann, hatte ich immer Tiere. Unsere ersten Familienhaustiere waren ein Kanarienvogel, ein Spitz (den meine Eltern auf dem Gemüsemarkt gekauft haben) und eine Bergziege. Dann kamen Katzen, Enten, Streifenhörnchen, Schildkröten, Pferde und diverse andere Begleiter, die immer irgendwie aus schlechter Haltung ihren Weg in unsere Familie gefunden haben. Nebenher habe ich viel Zeit im örtlichen Tierheim verbracht.
Das erste Mal so ganz ohne Tiere war der Beginn meines Studiums in München. Das hat mir so gar nicht gefallen und so ist recht zügig mein Podenco-Mix „Finn“ bei mir eingezogen und mein treuster Begleiter in der Uni und später auch im Büro geworden. Als er nach 16 tollen Jahren über die Regenbogenbrücke ging stand mein Entschluss fest: „Ich möchte keinen Hund mehr – es tut einfach zu weh, wenn sie gehen“. 4 Wochen später ist meine Drama-Queen Frida aus Razgrad mir auf Facebook über den Weg gelaufen und kurz danach bei mir eingezogen. Und auch wenn sie mich in den ersten Monaten in den Wahnsinn getrieben hat, bereue ich keine Minute. Der Verein war von Anfang an ehrlich (sie ist kein einfacher Hund) und hat mich immer unterstützt.
Kurz darauf habe ich die ersten Vorkontrollen für den bulgarischen Verein gemacht und schon war ich mittendrin.
Da ich jobtechnisch recht eingebunden bin, konzentriere ich mich im Verein auf die rechtlichen/vertraglichen Dinge und die Zusammenarbeit mit dem Veterinäramt. Zusätzlich bin ich unsere „Knallkopf-Pflegestelle“ und habe meist Hunde bei mir, die ein wenig länger brauchen, bis sie eine Familie finden.
Julia (Stellvertretung, Vor- und Nachkontrollen, Betreuung, Social Media)
Hey ! Ich bin Julia!
Knapp nach dem Mauerfall geboren war für mich schon früh klar : ich bin ein Hundemensch. Und so zog der erste Hund bei uns ein, als ich gerade 6 Jahre alt war. Eine großartige Pudel – Schnauzer – Lady, die mindestens so eigensinnig und zäh war wie ich und mich 16 ½ Jahre lang begleitete. Der zweite folgte 12 Jahre nach dem Einzug der ersten und damit zog auch das Thema Auslandstierschutz bei uns ein, denn Pedro – ein fast blinder Pekinesen – Mix stammte von Teneriffa und zeigte uns als Familie, wie großartig Hunde aus dem Tierschutz sein können. Und so war, als ich bei meinen Eltern aus – und mit meinem jetzt-Ehemann zusammenzog klar, dass früher oder später wieder ein Hund aus dem Tierschutz her musste.
Mit Bobby (links auf dem Bild) zog dann nicht nur mein absoluter Seelenhund in mein Leben sondern auch die aktive Arbeit im Tierschutz, damals noch für einen anderen Verein. Doch wie es im Leben so ist, man kann nicht immer einer Meinung sein und so hängte ich das Ehrenamt nach einigen Monaten recht frustriert wieder an den Nagel, weil die Chemie einfach nicht stimmte.
Zwei Jahre später, nachdem mein Mann feststellte, dass er unseren Hund komplett an mich verloren hatte und ich das Gefühl hatte, Bobby ist definitiv kein Hund, der sich als Einzelhund wohlfühlt, entdeckte ich Rouge und damit auch die Vergessenen Seelen von Razgrad. Ein Glücksgriff für alle, wie sich herausstellen sollte. Denn Bobby bekam seine Partnerin, mein Mann seinen Seelenhund und ich ein neues Ehrenamt, in einem kleinen Team, das in den letzten zwei Jahren so viel mehr für mich geworden ist, als nur Menschen, mit denen ich zusammen ein paar Hunde rette. Das Razgrad – Team -sowohl die deutsche, als auch die bulgarische Seite sind enge Freunde, eher schon Familie für mich. Und die Tiere unser kleines, großes Rudel, für das man sich freut, mit dem man leidet, um das man weint, als wären es die eigenen Tiere. Ich denke, gerade das macht unsere Arbeit so erfolgreich – die Tatsache, dass so viel Leidenschaft und Liebe von uns allen darin steckt.
Etwa ein dreiviertel Jahr nach meinem Eintritt (und genau vier Tage nachdem dieses Foto entstanden ist) bekamen mein Mann und ich einen Sohn und somit das Razgrad – Team sein bisher jüngstes Mitglied. Die Elternzeit nutze ich aktuell für meine Ausbildung zum Hundetrainer, um mich beruflich umzuorientieren und mein Leben mit dem verbringen zu können, wofür ich ein Händchen habe und das ich liebe und um unseren Hunden und Adoptanten professionell zur Seite stehen zu können, falls mal was nicht so läuft wie es soll.
Lange Rede kurzer Sinn: Ja, die Arbeit im Tierschutz ist fordernd, stressig, mit unter eine völlige Katastrophe – und ich liebe jede Sekunde davon.
Simone (Erstkontakte, Betreuung)
Hallo,
Ich bin Simone und möchte euch erzählen, wie ich zum Tierschutz kam:
Schon als Kind wünschte ich mir sehnlichst eine Katze oder einen Hund als Haustier. Solange ich bei meinen Eltern wohnte, durfte ich „nur“ Hamster und Wellensittiche halten. Ab und an durfte ich auch eine kranke Katze aufnehmen und sie aufpäppeln, musste sie dann aber wieder raus lassen. Den Reitsport musste ich auch wieder aufgeben, da sich meine Eltern die Beiträge nicht leisten konnten.
Als ich dann meine eigene Familie und endlich die passenden Rahmenbedingungen hatte, fütterte ich zwei verwilderte Katzen an, ließ sie kastrieren und sie wurden bei uns seßhaft. Dann zog endlich der erste eigene Hund bei uns ein und von da an ging es bei uns nicht mehr ohne Tiere 😊.
Als meine erwachsene Tochter nach einem eigenen Hund suchte, stöberten wir auf Facebook rum, schauten auf Tierschutz-Seiten und darunter waren auch die vergessenen Seelen von Razgrad. Seitdem verfolgte ich die Arbeit und nach und nach wurde aus dem Teilen der Alben eine regelmäßige finanzielle Unterstützung und ich übernahm Patenschaften für Langzeitinsassen. Irgendwann wurde ich von Irena angeschrieben und sie fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, ihre Arbeit von Deutschland aus aktiv zu unterstützen… ja, das war mein Einstieg und ich lernte das tolle Team in Deutschland und in Bulgarien kennen. Uns vereint die ehrenamtliche Arbeit, die wir alle mit ganz viel Herzblut und in jeder freien Minute leisten. Mittlerweile haben sich herzliche und ehrliche Freundschaften daraus entwickelt.
Klar war natürlich auch, dass das nächste freie Körbchen für einen unserer bulgarischen Hunde reserviert ist. So zog zunächst Goya bei uns ein und kurz darauf auch seine Schwester Flora. Beide waren zu diesem Zeitpunkt fast 6 Jahre, zählten zu den Langzeitinsassen und hatten keine ernsthaften Anfragen. Nun bereichern sie täglich unser Leben und das hoffentlich für gaaanz viele Jahre.
Sabrina (Erstkontakt, Vor- und Nachkontrollen Katzen, Betreuung, Social Media, Webseite, Kassenwart)
Hi, ich bin Sabrina und die Katzen-Lady des Vereins.
Aktuell dürfen 5 tolle Samtpfötchen bei uns ihr Leben in vollen Zügen genießen, davon zwei aus Razgrad. Ihr könnt sie auf dem obersten Bild sehen – Mogli & Nacho.
Sie sind auch mit einer der Gründe, weshalb ich Mitglied im Verein geworden bin. Die Arbeit, Liebe und Zeit, die die deutschen und bulgarischen Mädels in diesen Verein stecken, ist unglaublich. Nun bin ich seit Dezember 2022 dabei und jeden zweiten Freitag, wenn es wieder heißt „Ausreisewochenende“, fiebere ich mit jeder einzelnen Fellnase mit, die endlich die bessere Seite des Lebens kennenlernen darf. Die Tierschutzarbeit ist nun nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.
Mehr gibt es nicht mehr zu sagen, außer ein großes Danke an alle Adoptanten und Unterstützer, denn ohne euch wäre unsere Arbeit sinnlos.
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